04.05.2020

Alles anders

Alles anders

Es ist Anfang Mai. Das Eis in der SAP Arena ist abgetaut, die Spielerplätze in der Kabine sind leergeräumt. Dort, wo sonst rund 40 Personen werkeln, wo reger Betrieb herrscht, wo diskutiert, gelacht, trainiert und analysiert wird, ist es jetzt eher still. Das Licht brennt nur ein paar Stunden am Tag. Das Positive, wenn man so möchte: So sähe es in den Katakomben der Arena inzwischen auch aus, wenn die Corona-Pandemie nicht für einen vorzeitig Saisonabbruch Anfang März gesorgt hätte. Denn das mögliche siebte Finalspiel war für den 30. April angesetzt. Spätestens an diesem Tag wäre die DEL-Saison 2019/20 zu Ende gegangen.

Nun aber ruht der Puck bereits seit über acht Wochen, Schläger und Schlittschuhe sind im Spint verstaut. Die Weltmeisterschaft, die an diesem Freitag in der Schweiz hätte beginnen sollen, ist abgesagt. Ob die anstehende Spielzeit wie vorgesehen Mitte September starten kann, ist ungewiss. Lange Monate, die alle Eishockeyfans ohne ihren geliebten Kufensport verbringen müssen. Umso mehr, da der Spielbetrieb selbstredend auch in der NHL ruht. Trotz aller Unabwägbarkeiten laufen die Planungen und Vorbereitungen für eine neue Runde ab Herbst. Auch das obligatorische Sommertraining hat bei den Adlern seit kurzem begonnen, wenngleich unter besonderen Bedingungen und nicht in gewohntem Umfang.

„Kein Körperkontakt, nur in Kleingruppen und mit dem nötigen Abstand sowie Gerätedesinfektion nach jeder einzelnen Übung“, erklärt Performance Coach Anton Blessing, welche Vorgaben die Adler-Spieler dieser Tage berücksichtigen müssen. Geduscht wird ebenfalls zuhause. „Wir müssen einfach mit den Einschränkungen leben, dass derzeit keine Teamaktivitäten stattfinden können. Dadurch kommen spielerische Komponenten etwas zu kurz. Wir können nicht einfach ein wenig Basketball oder Rugby mit den Jungs spielen“, bedauert Blessing durchaus die strengen Maßnahmen, wenngleich für deren Notwendigkeit Verständnis herrscht.

Suche nach Alternativen

Die kompetitiven Duelle, egal, ob Mann gegen Mann oder in Kleinteams gegeneinander, sorgen im Sommertraining für gewöhnlich auch für den nötigen Spaß. „Wenn man sich in unterschiedlichen Sportarten miteinander misst, sorgt das immer für gelöste Stimmung. Gleichzeitig erscheint die Anstrengung nicht so hoch und zu guter Letzt sind die Energiesysteme sportartübergreifend recht ähnlich. Das alles versuchen wir nun, durch viel Variation und auch Dynamik zu kompensieren. Wir haben in diesem Jahr einen langen Sommer, bei dem man noch nicht weiß, wann er zu Ende sein wird. Entsprechend müssen wir in der Ausgestaltung unserer Pläne eine gewisse Variabilität berücksichtigen“, hat Blessing dieses Jahr einen etwas gröberen Fahrplan aufgestellt, der jederzeit Raum für Anpassungen lässt. Grundsätzlich zielen bisher aber alle Pläne und Phasen auf einen regulären Saisonstart ab.

Neben all den Herausforderungen, die die veränderten Umstände mit sich bringen, bietet der Sommer 2020 aber auch neue Möglichkeiten. „Durch das frühe Ende der Saison und der WM-Absage haben alle Spieler mehr Regenerationszeit. Daneben haben wir in den kommenden Monaten die Option, an den Grundlagen und den Entwicklungspotenzialen jedes Einzelnen mit unterschiedlichen Methodiken zu arbeiten.  Man kann andere Ansätze und Ausführungsarten in verschiedenen Intensitäten einbringen“, ist Blessing gespannt darauf, ob und welche Auswirkungen das veränderte Sommertraining letztlich auf das eigentliche Spiel haben wird.

Es ist Anfang Mai, das Sommertraining 2020 bei den Adlern hat begonnen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist aber alles anders und deutlich reduziert.