14.01.2020

Auf den zweiten Blick

Auf den zweiten Blick

Es gibt viele Gründe, Eishockey zu lieben. Die einen mögen die Geschwindigkeit, die anderen die Dynamik und wieder andere die Härte, die Action oder einfach das Gesamtpaket. Viele Anhänger erfreuen sich aber auch an den zahllosen taktischen Schachzügen, mit denen die Trainer versuchen, ihrer Mannschaft den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Denn als nordamerikanische Sportart stecken hinter dem von außen oft zufällig aussehenden Hin- und Hergefahre bis ins kleinste Detail erprobte Spiel- und Laufwege.

Eng mit der immens wichtigen taktischen Ausrichtung gehen im Eishockey Zahlen und Statistiken einher. In der NHL gibt es eigentlich keinen Parameter, der während eines Spiels nicht erfasst wird. Bullyquote, Schussanzahl, Geschwindigkeit und Eiszeit sind dabei nur die einfachsten und wohl auch bekanntesten Messwerte. Neben Schüssen und Toren sind das oftmals auch jene statistischen Werte, die Fans und Medien verfolgen, um Aussagen über Spieler zu treffen. Wer aber etwas tiefer in die Materie eintaucht, findet sich bald bei den sogenannten „Advanced Analytics“ wieder. Hier ist unter anderem von Corsi, Fenwick und PDO die Rede. Geblockte Schüsse, Schüsse, die das Tor verfehlen, Puckbesitz und diverse andere wichtige Kennzahlen werden dabei berücksichtigt.

Mithilfe solcher Statistiken lassen sich deutlich differenziertere Aussagen über Spieler und ihren Wert für eine Mannschaft treffen. Denn auf einmal zählen nicht nur Tore und Vorlagen. „Wir betreiben einen Teamsport. Um Erfolg zu haben, müssen alle Zahnräder ineinandergreifen. Jeder muss seinen Job machen, seinen Teil zum Ganzen beitragen. Keiner unserer 25 Jungs ist nur darauf aus, Tore zu schießen“, erklärt Nico Krämmer, einer dieser Spieler, dessen Vorzüge sich nicht unbedingt mit einem einfachen Blick auf die Punktespalte bei Eliteprospects erschließen. „Es geht vielmehr darum, in den taktischen Vorgaben zu bleiben, die kleinen Dinge richtig zu machen“, so der Mann mit der Rückennummer 21 weiter, der am vergangenen Sonntag den entscheidenden Treffer gegen die Grizzlys aus Wolfsburg erzielte.

„Team-first“-Mentalität

Das Trainerteam analysiert jedes Spiel, jede Szene im Video bis ins kleinste Detail, um über jede Stärke und jede Schwäche Bescheid zu wissen. „Nico ist ein richtiger Mannschaftsspieler. Er kann überall eingesetzt werden, ist gut in Unterzahl, blockt viele Schüsse. Genau solche Leute brauchst du“, ist Co-Trainer Mike Pellegrims voll des Lobes für den 27-jährigen Angreifer. „Ich muss einer der besten Unterzahlspieler sein. Diesen Anspruch habe ich an mich selbst. Ich will Schüsse blocken, hart arbeiten, die eigenen Fehler minimieren. Diese Dinge zahlen sich immer in Form von Teamerfolg aus“, verfolgt Krämmer schon seit seinem DEL-Debüt vor rund zehn Jahren denselben Ansatz.

„Nico ist ein feiner Kerl, der sich sehr positiv entwickelt hat und auch in der Kabine seine Rolle ausfüllt. Er war schon zu unseren gemeinsamen Freezers-Zeiten ein wichtiger Faktor für die Mannschaft und das ist er in Mannheim jetzt auch“, hält auch Stürmer-Kollege David Wolf große Stücke auf den Mann mit der Rückennummer 21.

Mit sechs Toren und fünf Vorlagen hat Krämmer seine Punkteausbeute aus der vergangenen Spielzeit, seiner ersten im Trikot der Adler, bereits übertroffen. Allerdings ist das nur eine von vielen Kennzahlen. Oftmals ist der Wert eines Spielers für eine Mannschaft auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich. So wie bei Nico Krämmer.