18.06.2021

Dawes: „Will einen Sieg nie geschenkt bekommen“

Dawes: „Will einen Sieg nie geschenkt bekommen“

Mit Nigel Dawes konnten die Adler einen großen Namen von sich überzeugen. Der 36-jährige Routinier erinnert sich im Interview unter anderem an seinen Draft und sein erstes NHL-Spiel. Außerdem berichtet der torgefährliche Angreifer von seiner Zeit in der KHL.

Nigel, bist du in deiner kanadischen Heimat oder wo erreichen wir dich gerade?

Ja, wir sind in Winnipeg. Meine Frau und ich stammen von hier und haben unsere Familien demnach vor Ort. Es ist einfach schön, nach so langer Zeit nach Hause zu kommen. Gerade auch in den letzten Jahren, in denen wir doch während der Saison sehr weit weg waren. Natürlich ist es mit Corona immer noch etwas anders als sonst. So haben beispielsweise die Fitnessstudios nicht auf. Aber ich kann in meinem Homegym trainieren, kann auch ein paar Mal Golfen gehen und sonst eben viel Zeit mit meiner Familie verbringen.

Du hast es angesprochen, du hast die vergangenen zehn Jahre sehr fern der Heimat in der KHL verbracht. Erzähle uns ein bisschen von deiner Zeit dort.

Ich hatte eine wirklich tolle Zeit. Ich wusste damals überhaupt nicht, auf was ich mich einlasse. Klar, ich habe mit ein paar Leuten gesprochen, aber am Ende weißt du nie, was passiert. Ich bin auch mit dem Gedanken an die Sache heran gegangen, dass ich für ein, zwei Jahre in der KHL spiele. Am Ende wurden es zehn. Ich habe tolle Städte gesehen, tolle Menschen kennenglernt und Freunde gefunden.

Zweifellos muss man von einer Erfolgsgeschichte sprechen, denn mit 267 Toren bist du der zweiterfolgreichste Torschütze aller Zeiten in der KHL, wurdest mehrfach ins Allstar-Team gewählt. Was bedeuten solche Dinge für dich?

Ich versuche einfach, ein konstant guter Spieler zu sein. Offensiv wie defensiv. Ich will immer eine gute Leistung abrufen. Auch jetzt stehe ich wieder vor einem Wechsel in eine neue Liga, in ein neues Land. Ich weiß wieder nicht, was mich erwartet, aber ich habe wieder den Anspruch, dem Team zu helfen, ein Leader zu sein, der Verantwortung übernimmt. Ich habe mir auch definitiv noch ein paar Tore für die DEL aufgespart.

Seit ein paar Jahren besitzt du auch die kasachische Staatsbürgerschaft. Wie kam es dazu?

Wer mindestens vier Jahre in Kasachstan lebt oder spielt, kann die Staatsbürgerschaft beantragen. Es gab keinen Test, nur viel Bürokratie. Für mich und ein paar andere Spieler war das die Gelegenheit, um als Kasache an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilzunehmen, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die ich sonst nicht gemacht hätte. Denn für Kanada hätte ich solche Turniere nicht gespielt.

2003 wurdest du von den New York Rangers gedraftet. Kannst du dich noch an die einmaligen Erlebnisse vom Draft, das erste NHL-Spiel und -Tor erinnern?

Klar. Beim Draft war ich nicht anwesend, da nicht davon auszugehen war, dass ich hoch gezogen werde. Den zweiten Tag habe ich ebenfalls nicht verfolgt, habe erst durch meinen Vater erfahren, dass mich die Rangers gewählt haben. Das war schon alles sehr aufregend. New York ist eine unglaubliche Stadt und für ein Original-Six-Team zu spielen, war unglaublich. Ich kann mich auch noch an die Tage vor meinem ersten NHL-Einsatz gegen Washington erinnern, denn ich wusste schon etwas länger im Vorfeld, dass ich spielen werde und konnte meinen Eltern Bescheid geben. Es war mir sehr wichtig, dass sie im Stadion sind. Das ist nicht bei allen möglich. Mein erstes Tor habe ich in Toronto geschossen, es war ein „Hockey Night in Canada“-Spiel, entsprechend mit viel Trubel drumherum. Außerdem war Verwandtschaft im Stadion, da die Familie meines Vaters in Toronto lebt.

Mit deinen 1,73 Meter gehörst du eher zu den kleineren Spielern, was dich aber nicht daran hindert, offensiv äußerst produktiv zu sein. Wie charakterisierst du dein Spiel?

Ich bin immer dort zu finden, wo es ordentlich zur Sache geht. Ich meide keinen Zweikampf, agiere gerne physisch. Ich kreiere gerne Offensive und verfüge wohl über einen guten Schuss. Ich arbeite hart und mit inzwischen 36 Jahren muss ich etwas härter arbeiten als früher, um mit den jungen Spielern mitzuhalten. Aber ich liebe diese Herausforderung.

Du sprichst dein Alter an. Hat sich dein Blick auf Eishockey während der letzten gut 16 Jahren verändert?

Verändert eher nicht. Ich liebe das Spiel einfach, es ist meine Leidenschaft. Es gibt heute eben andere Herausforderungen für mich als noch vor fünf oder zehn Jahren. Ich liebe es aber einfach, große Schlachten zu schlagen. Ich will einen Sieg nie geschenkt bekommen.

Gib uns zum Abschluss noch einen kleinen Einblick in deine Persönlichkeit. Was bist du für ein Typ?

Ich bin sehr umgänglich, der einfache, der schlichte Typ. Ich bin auch immer für einen Spaß zu haben, genieße jeden Tag und verbringe die Zeit gerne mit meinen Mitspielern.