27.02.2021

Eiszeit

Eiszeit

In Deutschlands Nummer-eins-Sportart Fußball besitzt diese spezielle Datenerfassung nicht unbedingt die größte Bedeutung. Bei maximal fünf erlaubten Auswechslungen in einer Partie wird mindestens die Hälfte aller Feldspieler aus der Startaufstellung die gesamten 90 Spielminuten auf dem Platz verbringen. Beim Eishockey stellt sich der Sachverhalt anders da.

Die dynamischen und unbegrenzten Reihenwechsel sind ein elementarer Bestandteil des Sports, gehören zu den taktischen Mittel des Trainerteams, sorgen schon mal für Fehler und führen das eine oder andere Mal gar zu einem Gegentor. Abhängig von der Rolle des Spielers und des individuellen Spielverlaufs entstehen teilweise deutliche Unterschiede in Sachen Einsatzminuten. „Im Detail die Eiszeit vor dem Spiel zu planen, ist nicht möglich. Ob jemand zehn, 18 oder 20 Minuten bekommt, weißt du im Vorfeld nicht. Da spielen zu viele unvorhersehbare Einflüsse eine Rolle“, verweist Adler-Headcoach Pavel Gross auf Über- und Unterzahlsituationen oder die finale Taktik und Aufstellung des Gegners.

Daher bekommen Gross und sein Co-Trainer Mike Pellegrims in beiden Drittelpausen die aktuellen Eiszeiten jedes Spielers präsentiert. „So sehen wir, ob wir irgendwo Gegensteuern müssen oder ein anderer mehr Eiszeit benötigt“, sieht Gross einen klaren Vorteil in den modernen Liveanalysemöglichkeiten. Fast 1.155 Spielminuten haben unsere Adler in dieser Saison bislang absolviert. Verteidiger Thomas Larkin stand davon knapp 400 Minuten auf dem Eis, sprich über ein Drittel der Gesamtzeit. Damit führt der 30-Jährige diese Kategorie teamintern an. Im Verhältnis zu den absolvierten Spielen kommt der Amerikaner mit italienischem Pass so auf gut 20 Minuten Eiszeit pro Partie. Hier wird die Liga von Wolfsburgs Defender Julian Melchiori mit 26:20 Minuten angeführt.

„Einfach durchbeißen“

Beim Spiel in Nürnberg am Mittwoch stach auf Mannheimer Seite derweil Denis Reul heraus. Mit knapp 25 Minuten Eiszeit war der großgewachsene Verteidiger der fleißigste Akteur. „Vielleicht gab es ein, zwei längere Wechsel, aber insgesamt habe ich mich gut gefühlt. Natürlich merkt man nach der Partie jede einzelne Minute Eiszeit, andererseits spielt man bei uns einfach ein wenig mehr, wenn man eine gute Partie macht. Letztlich ist es einfach auch ein Zeichen der Anerkennung, wenn man viel Spielen darf“, so der 31-Jährige. Während ein normaler Wechsel rund 40 Sekunden dauert, kann es durchaus vorkommen, dass vor allem ein Unterzahlspiel die Eiszeit massiv nach oben treibt. „Wenn ein Wechsel nicht möglich ist, weil der Befreiungsschlag nicht gelingt, muss man sich einfach durchbeißen. Da kommt es schon mal vor, dass man fast zwei Minuten draußen ist und danach eine Minute fix und fertig auf der Bank sitzt“, spricht Reul durchaus aus Erfahrung.

Apropos fix und fertig: Wer wissen möchte, wie sich die Belastung eines Eishockeyspiels anfühlt, der kann „einfach 20-mal für 40 Sekunden hin und her sprinten. Auf dem Eis kommen noch die Zweikämpfe und die mentale Komponente dazu“, schlägt Reul vor. Wer sich an dieses Selbstexperiment wagt, wird sicher schnell nachvollziehen können, warum im Eishockey die Eiszeitenerfassung sinnvoll und durchaus nötig ist.