18.05.2023

Gawanke: „Eine meiner besten Entscheidungen“

Gawanke: „Eine meiner besten Entscheidungen“

Jung, körperlich robust, offensivstark – die Vorzüge von Leon Gawanke liegen auf der Hand. Der deutsche Nationalverteidiger, der derzeit bei der WM in Finnland auf dem Eis steht, ist für die Mannheimer Hintermannschaft eine wahre Bereicherung. Im Interview spricht der gebürtige Berliner unter anderem über die Weltmeisterschaft, Nordamerika und Mannheim.

Leon, bereits zum dritten Mal in Folge bestreitest du für Deutschland eine A-WM. Hast du nach über 70 AHL-Partien noch nicht genug?

Für Deutschland nehme ich die Strapazen gerne auf mich. (lacht) Ich hatte die vergangenen Jahre im Rahmen der Nationalmannschaft viel Spaß. Daher war mir im Vorfeld schon klar, dass ich zur WM fahre, wenn ich früh aus den Playoffs ausscheide.

Wie erlebst du die Stimmung vor Ort?

Durchweg positiv. Wir haben gegen drei Titelfavoriten sehr gut mitgespielt. Jeder weiß, dass jetzt die Partien kommen, die wir gewinnen müssen.

Wie geht ihr mit dem Druck um, die restlichen Spiele gewinnen zu müssen?

Wir müssen einfach weiter von Spiel zu Spiel denken. Mit Dänemark wartet heute das vermeintlich stärkste Team unter den Gegnern, auf die wir noch treffen. Daher müssen wir dasselbe Spiel zeigen wie in den ersten drei Begegnungen. Vor allem gegen die USA haben wir viele Schüsse abgegeben, hatten dabei aber noch nicht immer den nötigen Zug zum Tor. Zudem ist unsere Chancenverwertung ausbaufähig.

Du hast 2016 den Sprung nach Nordamerika gewagt, warst zu diesem Zeitpunkt zarte 17 Jahre alt. Welche Erfahrungen hast du damals gemacht?

Ich habe zuvor nur zuhause gewohnt, bin von heute auf morgen 5.000 Kilometer weggezogen. Das war natürlich eine Umgewöhnung, aber ich hatte eine nette Gastfamilie und tolle Teamkameraden, die alle sehr hilfsbereit waren und nach ein, zwei Monaten hatte ich mich sehr gut eingelebt. Auch die Umgewöhnung auf die kleinere Eisfläche hat etwas gedauert, gerade hinter dem eigenen Tor. Aber letztlich war es eine meiner besten Entscheidungen meiner Karriere.

2017 folgte der Draft durch die Winnipeg Jets, 2019 hast du deine ersten AHL-Partien für Manitoba absolviert. Wie beurteilst du diese Jahre in Nordamerika?

Für meine Entwicklung als Spieler und Mensch war es eine super Erfahrung. Das Leben in Nordamerika ist ein ganz anders. Es bieten sich dort viele Möglichkeiten. Ich kann nur jedem empfehlen, den Schritt zu wagen, wenn er sich bietet. Ich bin in dieser Zeit zum Nationalspieler gereift, habe mich als Stammspieler etabliert und habe mich kontinuierlich entwickelt.

Trotz sehr guten Leistungen hattest du nie die Möglichkeit, dich in der NHL zu beweisen. Wie bist du mit dieser nicht leichten Situation umgegangen?

Einfach war es wahrlich nicht. Wenn man Jahr für Jahr alles gibt, gut performt, alle um einen herum die Chance bekommen, man selbst aber nicht, weiß man nicht genau, was los ist. Zunächst hieß es, ich sei nicht fit genug. Daher habe ich mein Sommertraining umgestellt, gehörte im Anschluss  zu den besten Spielern. Ich habe alles gegeben, kann mir nicht viel vorwerfen. Ich brauche definitiv kein fünftes Jahr in der AHL, daher habe ich für mich auch die Entscheidung getroffen, Nordamerika zu verlassen.

Du hast dich entschieden, in der kommenden Saison für die Adler aufs Eis zu gehen. Warum und mit welchen Zielen?

Axel hat sich schon sehr lange um mich bemüht. Ich habe gespürt, dass mich die Adler wirklich wollen. Axel weiß genau, welcher Spielertyp ich bin, welche Rolle ich bei den Adlern übernehmen soll. Zudem gehört Mannheim zu den besten Organisationen, hier zählt man immer zum Favoritenkreis. Ich will endlich etwas gewinnen, will Meister werden.

Wie würdest du dich als Spieler beschreiben?

Ich bin ein offensiv geprägter Verteidiger, habe meine Qualitäten im Powerplay. Ich spiele einen guten ersten Pass und verfüge über eine solide Spielübersicht.

Mit wem aus dem aktuellen Kader bist du bereits bekannt?

Mit Taro bin ich aufgewachsen, habe in Berlin mit ihm zusammengespielt. Dass wir jetzt als Profis zusammenzuspielen, ist natürlich ein wahrgewordener Traum. Dazu die Jungs, die man von der Nationalmannschaft kennt, wie Matthias Plachta, David Wolf. Tom Kühnhackl oder Felix Brückmann.

Foto: Birgit Häfner