30.04.2018

Gross: „Von der ersten bis zur letzten Minute Eishockey arbeiten“

Gross: „Von der ersten bis zur letzten Minute Eishockey arbeiten“

Zur kommenden Saison kehrt Pavel Gross als Trainer nach Mannheim zurück und damit an den Ort, an dem der 49-jährige Deutsch-Tscheche Ende der 90er Jahre seine größten sportlichen Erfolge feierte. Nach zehn Jahren im Trainergeschäft in Wolfsburg sucht der ehemalige Stürmer bei den Adlern eine neue Herausforderung.

Pavel, du warst zehn Jahre für Wolfsburg tätig. Wie schwer ist dir die Entscheidung gefallen, nach Mannheim zu wechseln?

Sehr schwer. Deswegen habe ich auch ein wenig Zeit gebraucht, um sie zu treffen. Es war keine Entscheidung gegen Wolfsburg. Ich wollte etwas Neues ausprobieren und dann kam die Anfrage aus Mannheim. Es ist wohl für jeden reizvoll, in einer solch professionellen Organisation zu arbeiten. Dass ich für die Adler sechs Jahre als Spieler auf dem Eis stand, hat die Entscheidung zudem etwas beeinflusst. Natürlich habe ich mir auch die Meinungen meiner Frau und Kinder angehört und letztlich haben wir den Entschluss gemeinsam getroffen.

Du hattest eine erfolgreiche Zeit als Spieler der Adler. Welche Erinnerungen hast du noch Mannheim?

In den sechs Jahren habe ich drei Meisterschaften gewonnen und das hintereinander. Das behältst du natürlich positiv in Erinnerung. Es war eine geile Zeit. Die Mannschaft war stark, das Coaching-Team war stark und die Atmosphäre im Friedrichspark war einmalig. Die Zuschauer waren ganz nah am Geschehen dran. Es hat einfach Spaß gemacht.

Welche Philosophie verkörpert Pavel Gross?

Grundsätzlich gibt es keine Pavel-Gross-Philosophie. Wir werden alle gemeinsam ein System entwickeln, sprich alle Trainer, der Manager und die Mannschaft selbst. In erster Linie wird es darum gehen, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute Eishockey arbeiten, viel laufen, Leidenschaft mitbringen, die Zweikämpfe annehmen und den Gegner zu Fehlern zwingen. Der Eishockeysport wird immer schneller. Das zeigt die Entwicklung. Entsprechend bildet das Laufspiel die Grundlage. Daneben kommt es darauf an, dass du gute Leute in der Kabine sitzen hast und die Mischung passt. 

Welche Bausteine sind für dich unabdingbar, um eine erfolgreiche Eishockeymannschaft zu werden?

Wir brauchen zwei starke Goalies und eine gute Defensive, dazu spielstarke Mittel- und schnelle Außenstürmer. Ausreichende körperliche Fitness ist natürlich ebenso elementar, gerade weil wir viel Wert darauflegen werden, dass jeder Spieler auch defensiv arbeitet.  

Mit Cody Lampl, Nico Krämmer, Joonas Lehtivuori, Tommi Huhtala, Moritz Seider, Mark Katic haben die Adler die ersten Neuzugänge präsentiert. Inwieweit passen diese Spieler in Mannschaftsgefüge und was erhoffst du dir von ihnen?

Alle Neuzugänge sind läuferisch stark und passen charakterlich zusammen. Das war uns sehr wichtig. Zudem sind alle Genannten bereit, Eishockey zu arbeiten und verfügen über ein gewisses Skilllevel. In Mannheim herrschen gute Voraussetzungen, entsprechend sind die Erwartungen aber auch höher. Also braucht es bei den verpflichteten Spielern eine bestimmte Qualität.

Gemeinsam mit Mike hast du kürzlich Gespräche mit allen Spielern geführt. Kannst du erläutern, um was es in diesen Gesprächen ging?

Wir wollten vor allem hören, was die Jungs selbst zu sagen haben, was und wie sie denken. Wie sie die vergangene Saison gesehen haben, die Trainer- und Kabinensituation, die Mannschaft. Es war zwar auch ein erstes Kennenlernen und ein grobes Abstimmen über die künftige Rollenverteilung. Es war uns aber sehr wichtig gleich zu wissen, wie die Mannschaft denkt, um das entsprechend in unsere Philosophie einarbeiten zu können.

Mit Jan-Axel Alavaara haben die Adler erstmals in ihrer Vereinsgeschichte einen schwedischen Manager unter Vertrag genommen. Du kennst ihn noch aus gemeinsamen Wolfsburger Zeiten. Was können denn die Adler-Fans von ihrem neuen Sportmanager erwarten?

Jan-Axel war ein guter Verteidiger, ein ehrlicher Mensch. Er hat zudem schon einige Erfahrungen gesammelt, beispielweise auch als Trainer. In der vergangenen Saison war er als Scout tätig. Wenn wir über die Qualitäten, die Eigenschaften von Spielern reden, befinden wir uns auf derselben Ebene.

In Mannheim triffst du auf deinen langjährigen Weggefährten Mike Pellegrims. Was zeichnet eure Zusammenarbeit aus?

In erster Linie die Loyalität. Wir sind befreundet, haben ja auch schon gemeinsam in Mannheim gespielt. Die Wege haben sich nie getrennt, wir standen immer in Kontakt. Ich kann mich blind auf Mike verlassen und er sich auf mich. Wir sprechen eine gemeinsame Sprache. Das ist mit Blick auf die Zusammenarbeit das Wichtigste.

Wie hat sich der Trainer Pavel Gross im Vergleich zum Spieler Pavel Gross verändert?

Als Spieler musst du weniger denken. Wenn du Trainer bist, brauchst du ein komplettes Konzept mit der passenden Mannschaft dazu. Daneben ist der Unterschied aber eher gering. Wenn du im Sportgeschäft arbeitest, willst du immer gewinnen.

Erzähl uns doch mal, wie du damals zum Cheftrainer der Capitals befördert wurdest, obwohl du noch als Spieler aktiv warst?

Ich hatte eine schwere Adduktorenverletzung, konnte deswegen nicht spielen. Zu dieser Zeit hatten die Verantwortlichen bei den Capitals entschieden, den Trainer zu entlassen, weswegen sie schließlich auf mich zugekommen sind und gefragt haben, ob ich nicht einspringen möchte. Da ich schon im Nachwuchs ein bisschen ins Trainergeschäft geschnuppert habe, habe ich zugesagt. Es hat mich einfach gereizt, mir das anzuschauen. Auch mein Vater war viele Jahre Coach. Vielleicht steckt das Trainersein einfach in meinen Genen. Allerdings war das dann doch eine komplett andere Welt.

Welche Ziele hast du dir mit den Adlern für die kommende Saison gesetzt?

Wir wollen angreifen, das bestmögliche Ergebnis erzielen. Es hat ein Umbruch in der Mannschaft und in der Organisation stattgefunden. Jetzt ist es wichtig, dass wir dem Team unsere gemeinsamen Ziele vermitteln. Wir wollen uns zudem in jedem Spiel, in jeder Woche, in jedem Monat verbessern. Wir werden nicht jedes Spiel gewinnen, aber wir müssen jedes Match mit der Einstellung beginnen, dass wir es gewinnen wollen.

Ist Mannheim die größte Herausforderung in deiner bisherigen Trainerkarriere?

Es ist ein ganz neuer Druck, das ist klar. Ich kenne auch die Gesetzte des Jobs. Ich freue mich aber auf die neue Herausforderung. In der Philosophie wird sich aber nicht so viel ändern. Wir wollen bereit sein, unter der Woche an den Kleinigkeiten arbeiten und uns auf den Gegner vorbereiten.

Und wie schaltest du von Eishockey mal ab?

Eigentlich gar nicht. Wenn ich mich nicht mit meiner Mannschaft beschäftige, schaue ich andere Spiele, verfolge andere Teams oder tausche mich mit anderen Trainern aus.