03.01.2021

Herr: „Die Messbarkeit ist schwierig“

Herr: „Die Messbarkeit ist schwierig“

Mit Christoph Herr haben sich die Adler Mannheim einen Mentalcoach ins Boot geholt. Im Interview gibt der in Heidelberg ansässige 30-Jährige einen Einblick in seine Arbeit.

Christoph, erläutere uns doch bitte nochmals kurz, wie dein Aufgabengebiet aussieht.

Grundsätzlich geht es allein um die positive Psychologie, sprich, ich behandle keine psychosomatischen Störungen. Diese Fälle behandeln externe Kollegen. Ich diene als Anlaufstelle für die Spieler, die sowohl als Privatmensch als auch als Athlet zu mir kommen können.

Die Zusammenarbeit als Psychologe mit Spielern ist sicherlich keine leichte. Wie nimmst du den Spielern Berührungsängste?

Man muss empathisch und menschlich wirken, damit die Spieler überhaupt bereit sind, mit dir zu reden. Du musst ihnen erklären, für was du da bist und was du machst. Selbstverständlich öffnen sich die Spieler nur soweit, wie sie möchten. Sie haben die Kontrolle über das Gespräch und ich unterliege natürlich der Schweigepflicht.

Das ganze Thema steckt im Eishockey noch in den Kinderschuhen. Wie siehst du die Entwicklung und die Bedeutung?

Die Thematik wird immer wichtiger, ist im Gesamten aber noch ein komplexes Thema. Bislang wollen beispielsweise die wenigsten Clubs das Geld für eine Festanstellung in die Hand nehmen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Messbarkeit schwierig ist. Es lässt sich kaum ein direkter Zusammenhang zwischen meiner Arbeit und dem Erfolg einer Mannschaft oder einer Einzelperson beweisen.

Mit welchen Maßnahmen arbeitest du konkret?

In der Saisonvorbereitung liegt das Hauptaugenmerk beispielsweise auf teambildenden Maßnahmen. Welche Ziele hat die Mannschaft? Wie können und sollen diese Ziele erreicht werden? Während der Saison suche ich mir dann ein Plätzchen im Kabinentrakt, an dem die Spieler immer mal wieder vorbeikommen. Dadurch kommt es fast von allein zu Smalltalks, und daraus resultieren schließlich die privateren Gespräche. Letztlich ist die geistige Arbeit, das geistige Training ein ähnlicher Prozess wie das körperliche Training. Das geht nicht mit einem einzelnen Gespräch.

Mit welchen Besonderheiten hast du es im Sport allgemein und im Speziellen mit den Adlern zu tun?

Druck- und Stresssituationen sind im Profisport natürlich anders gelagert als bei Privatpersonen. Hinzu kommt, gerade auch in Mannheim, eine große Erwartungshaltung vom Management, den Trainern, den Fans und den Spielern selbst. Die Adler gehören immer zu den Favoriten. Die Herausforderungen sind zudem dynamisch. Einen Titel zu gewinnen, ist unglaublich hart. Ihn zu verteidigen, ist noch härter. Die Königsdisziplin ist, ein hohes Niveau konstant zu halten, Schwankungen so gering wie möglich zu halten und nicht abzuflachen.