17.12.2018

Seider: „Man merkt, dass etwas passiert“

Seider: „Man merkt, dass etwas passiert“

Moritz Seider weilte die vergangene Woche bei der U20 Division I Weltmeisterschaft in Füssen und führte die Nachwuchsauswahl als Kapitän zurück in die Topdivision. Im Interview spricht der Youngster unter anderem über die Zeit bei der Nationalmannschaft, die Bedeutung des Aufstiegs und seine Verletzung im Vorfeld des Turniers.

Moritz, du bist am Samstag mit der U20-Nationalmannschaft in die Topdivision aufgestiegen. Hat man diesen Erfolg zwei Tage später realisiert?

Es fühlt sich immer noch etwas komisch an, und es ist schwer, das Erlebte in Worte zu fassen. Wir haben im Vorfeld nicht unbedingt mit dem Aufstieg gerechnet, denn die Weißrussen und die Letten waren die Favoriten. Dann haben wir uns noch im ersten Spiel gegen Österreich schwergetan, es aber irgendwie geschafft, die zwei Punkte zu holen. Danach lief es deutlich besser. Wir sind die nächsten beiden Partien souveräner aufgetreten und wussten nach den Siegen, dass das Spiel gegen die Weißrussen das Schlüsselspiel sein wird. Jeder hat auf diese Begegnung gebrannt und so hatte ich nie Zweifel, dass wir das Ding gewinnen werden. Am Ende sind wir verdient aufgestiegen und das fühlt sich verdammt gut an.

Es liegt in der Natur einer Division I Weltmeisterschaft, dass bereits eine Niederlage den Aufstieg vermasseln kann. Spürt man in diesem Zusammenhang zusätzlichen Druck?

Eigentlich will man daran gar nicht denken, aber man beschäftigt sich schon damit, vor allem, wenn man mal eine ruhige Minute auf dem Zimmer hat. Man überlegt, was wäre, wenn wir ein Spiel verlieren würden. Aber wir hatten das meiner Meinung nach ganz gut im Griff. Die Jungs waren cool und locker drauf. Wir haben das mit ein wenig Spaß kaschiert. Dadurch konnten wir uns auf uns konzentrieren.

Du hast die Mannschaft als Kapitän angeführt. Welche Bedeutung hatte das „C“ auf der Brust für dich?

Das war das i-Tüpfelchen. Es macht einen stolz, als jüngster Spieler den Buchstaben auf der Brust zu tragen. Aber in der Kabine hat jeder etwas zu sagen. Es hören alle zu, egal, wer aufsteht und eine Ansage macht.

Viele aus dem diesjährigen Team dürfen im kommenden Jahr in der Topdivision antreten. Ist das dann nochmals eine Belohnung für die geleistete Arbeit?

Ja, klar. Wir haben uns den Aufstieg so hart erkämpft. Wir haben es uns verdient, gegen die besten Nationen der Welt anzutreten.

Welchen Stellenwert hat der Aufstieg für das deutsche Eishockey?

Das ist ein riesiger Schritt. Wir hatten das Olympia-Märchen. Dass wir da noch eins draufsetzen konnten, war umso schöner. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Wiederaufstieg der U18 im April 2019. Diese Entwicklung unterstreicht einmal mehr, dass im deutschen Eishockey gerade etwas passiert. Schon in den letzten Jahren war sowohl die U18-Auswahl als auch das U20-Team nah dran an der Rückkehr in die Topdivision. Man kann der deutschen Jungend in jedem Fall vertrauen.

Im Vorfeld der WM war aber zunächst gar nicht klar, ob du am Ende dabei sein kannst, da du dich wenige Wochen vor dem Turnier verletzt hattest. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Es hatte auch etwas Gutes, dass ich nicht wusste, ob es reichen wird. So habe ich mir im Vorfeld nicht allzu viele Gedanken um das Thema WM gemacht. Ich konnte in der Reha in Hoffenheim aber auf unglaublich vielfältige Art und Weise an meinem Comeback arbeiten, sodass ich mich jetzt sogar stärker fühle als zuvor. Dass es am Ende gereicht hat und mich die Coaches als letzten Spieler noch mitgenommen haben, rundet die Sache ab.

Du warst am Sonntag beim Spiel gegen Ingolstadt bereits wieder in der SAP Arena, hast aber noch nicht gespielt. Ist der Aufstieg damit schon wieder abgehandelt und der Fokus voll auf die DEL ausgerichtet?

Der Aufstieg wird sicher eine lange Zeit im Hinterkopf bleiben, aber der Fokus richtet sich natürlich wieder auf die Liga. Die Adler gehen jede Saison mit einem großen Ziel an, dem gilt es gerecht zu werden. Ich freue mich auch schon wieder auf die Jungs, habe sie tatsächlich vermisst. Es macht riesigen Spaß und es ist toll, Teil dieser Mannschaft zu sein.