03.06.2021

Wohlgemuth: „Ich liebe die Herausforderung“

Wohlgemuth: „Ich liebe die Herausforderung“

Tim Wohlgemuth spielte in den vergangenen drei Spielzeiten für den ERC Ingolstadt. Ab der kommenden Saison geht der 21-jährige Stürmer, der zu den talentiertesten deutschen Spielern gehört für die Adler auf Torejagd. Im Interview spricht der gebürtige Landsberger unter anderem über seine ersten Tage in seiner neuen Heimat und seine Anfänge im Eishockey.

Tim, schön, dich in Mannheim zu haben, wahrscheinlich wärst du aktuell aber noch lieber bei der Weltmeisterschaft in Riga. Bist du noch enttäuscht, dass du am Ende nicht mitreisen durftest?

Die Enttäuschung war schon groß, so kurz vor dem Sprung ins Team aussortiert zu werden. Wenn du so lange dabei bist, hoffst du natürlich, die WM spielen zu können. Es wäre ein schöner Abschluss der Saison gewesen. Aber das Trainerteam muss in diesen Situationen schwere Entscheidungen treffen, und bei der Qualität im deutschen Team ist es sicher keine Schande, gestrichen zu werden. Außerdem hat es jetzt den Vorteil, dass ich bereits in Mannheim bin und mich hier einleben kann. Jetzt drücke ich eben von hier aus die Daumen und hoffe, dass die Jungs ins Halbfinale einziehen.

Was weißt du bereits über deine neue sportliche Heimat, und was hast du dir die Tage schon angesehen?

Der Umzug ging reibungslos vonstatten, und ich konnte erste Eindrücke der Stadt sammeln. Mannheim ist doch deutlich größer als Ingolstadt, und gerade bei dem aktuell schönen Wetter ist hier einiges los. Das gibt einem ein gutes erstes Gefühl. Seit Montag läuft zudem das Sommertraining. Entsprechend gab es die ersten Kontakte mit den Jungs. Es wird aber noch ein paar Wochen dauern, bis ich richtig angekommen bin. Ich habe bislang 20 Jahre in Bayern gelebt. Da gibt es doch den einen oder anderen kulturellen Unterschied zu hier. Ich wurde aber in jedem Fall gut aufgenommen. Jeder ist hilfsbereit.

In Ingolstadt hast du in den vergangenen beiden Jahren zweifelsfrei eine starke Entwicklung genommen. Was ist in dieser Zeit passiert?

Meiner Meinung nach hängt viel mit der persönlichen Einstellung zusammen. Man darf nicht zu verbissen sein, darf nichts erzwingen. Mit den Altersschritten, mit der Reife, mit der körperlichen Entwicklung gab es einfach viele Veränderungen. Sicher hat auch Glück mitgespielt. Ich hatte immer einen recht guten Saisonstart, konnte den Schwung dann mitnehmen. Aber da gibt es kein universelles Geheimnis oder die eine Sache, die ich geändert habe.

War der Wechsel nach Mannheim entsprechend der logische nächste Schritt für dich?

Auf jeden Fall. Ich habe mir bestimmte Punkte angeschaut, die ich für meine Entwicklung als essenziell ansehe. In Mannheim finde ich dafür die passenden Bedingungen vor. Es war auch einfach an der Zeit, aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen, andere Routinen zu entwickeln, sich neu anzupassen, neu einfügen zu müssen. Das sind auch Dinge, die für die persönliche Entwicklung wichtig sind.

Hinter uns liegen rund 18 einzigartige Monate. Wie bist du durch die Pandemie und durch eine Saison vor leeren Rängen gekommen?

Der Sommer war aufgrund der Ungewissheit, ob, wann und wie wir eine Saison bestreiten werden, sicher nicht einfach. Der Lockdown im November hat die Situation nochmals verschärft. Da war es sehr hilfreich, dass wir Mitte Dezember die Saison starten konnten. Es gab wieder die gewohnten Routinen, man hat die Jungs wieder gesehen, konnte seinem Beruf nachgehen. Man war gleich wieder mit Spaß bei der Sache. Trotzdem war die gesamte Saison unter dem Strich eine zähe Angelegenheit. Aber das ging vermutlich jedem so. Das Hauptproblem waren die leeren Stadien. Ohne Fans hat es sich fast sinnlos angefühlt, aufs Eis zu gehen. Auch wenn man wusste, dass viele vor den Fernsehern mitfiebern. Die Drittelpausen haben in der abgelaufenen Spielzeit definitiv an Bedeutung gewonnen, denn ohne die Motivation von den Rängen war es wichtig, dass man sich als Team in der Kabine pushen konnte.

Lass uns noch ein bisschen persönlich werden. Wie bist du ganz grundsätzlich zum Eishockey gekommen und was für ein Typ Spieler bist du?

Ich bin familiär überhaupt nicht geprägt. Mein Vater war Skateboarder, meine Mutter einfach sportlich ambitioniert. Ich habe vieles ausprobiert, auch lange Fußball gespielt, war sogar der bessere Fußballer als Eishockeyspieler. Ich hatte anfangs gar nicht so viel Spaß auf dem Eis, als mich meine Eltern mit ungefähr drei Jahren das erste Mal hingeschickt hatten. Erst im Alter von sechs oder sieben Jahren hat sich meine Leidenschaft für den Eishockeysport entwickelt. Ich selbst würde mich als Spieler bezeichnen, der Dinge gerne spielerisch löst. Ich stehe gerne in den unterschiedlichsten Situationen und Konstellationen auf dem Eis, liebe die Herausforderung. Spielzüge zu lesen, zu reagieren, zu agieren – das ist mein Ding. Zudem habe ich in den vergangenen Jahren an meiner Schnelligkeit und Übersicht gearbeitet.