27.02.2018

Wolf: „Euphorie und Selbstvertrauen in die Mannschaft tragen“

Wolf: „Euphorie und Selbstvertrauen in die Mannschaft tragen“

Die Taktung ist hoch. Rund 48 Stunden nach der Rückkehr von den Olympischen Spielen in Pyeongchang geht es für die Eishockey-Helden in der DEL mit dem 49. Spieltag weiter. Für die Adler steht die Auswärtspartie in Schwenningen auf dem Programm. Silbermedaillengewinner David Wolf blickt im Interview nochmals auf den traumhaften Turnierverlauf zurück und formuliert die Ziele für die noch ausstehenden Hauptrundenpartien.

David, gestern seid ihr mit der Silbermedaille um den Hals in Frankfurt gelandet. Wie fühlt sich dieser historische Erfolg an?

In erster Linie ist es ein unbeschreibliches Gefühl. Die Ankunft in Frankfurt mit so vielen Zuschauern war ein absoluter Gänsehautmoment. Wir werden sicher ein paar Wochen, wenn nicht Monate brauchen, bis wir das alles realisiert haben, bis wir verstanden haben, was da passiert ist.

So ganz habt ihr das alles also noch nicht verarbeitet?

Der Trubel um uns ist groß, entsprechend ist uns allen klar, dass wir auch etwas Großes geschafft haben. So richtig klar wird uns das aber erst, wenn wir mit ein bisschen Abstand darauf zurückblicken können.

Das ganze Land hat über die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft gesprochen, ihr habt eine bis jetzt noch nie dagewesene Euphorie entfacht. Wieviel habt ihr davon mitbekommen?

Ein bisschen was haben wir über Familie und Freunde mitbekommen, den einen oder anderen Bericht und Beitrag haben wir gesehen. Die grundsätzliche Euphorie haben wir aber nicht realisiert. So konnten wir uns aber auf uns konzentrieren und fokussieren, was auch von Vorteil ist.

55 Sekunden haben euch zu Gold gefehlt. Gab es einen Moment der Enttäuschung?

Im ersten Moment nach dem Spiel waren wir schon enttäuscht, da uns tatsächlich nicht viel zu Gold gefehlt hat. Sobald wir aber die Silbermedaillen um den Hals hatten, war die Enttäuschung verflogen und wir waren stolz auf das, was wir geleistet haben. Russland war über die komplette Spielzeit gesehen zudem das bessere Team, auch wenn wir nah dran waren. Wir haben etwas geschafft, wovon man als Kind träumt, haben nicht wenige mit unserem Erfolg beeindrucken können.

Die Schweizer, die Schweden und die Kanadier haben sich allesamt die Zähne an dieser DEB-Auswahl ausgebissen. Was hat euch denn so stark gemacht?

Schon das Testspiel gegen die Schweiz vor dem Turnier hat mich beeindruckt. Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen, wussten aber, dass wir über Talent und Geschwindigkeit verfügen. Es ist nie einfach, wenn du Mitten in der Saison mit neuen Nebenleuten ein solches Turnier spielen sollst. Aber in dieser Partie in Kloten haben wir bereits stark gespielt und den Schwung mit nach Pyeongchang genommen. Im Turnierverlauf haben wir immer mehr Selbstvertrauen tanken können und uns so von Runde zu Runde gekämpft.

Du selbst hast einen harten Check im Spiel gegen die Kanadier hinnehmen müssen, wie geht es dir gesundheitlich?

Mir war klar, dass ich in diesem Spiel wieder zurückkommen werde. Um nichts auf der Welt hätte ich mir das dritte Drittel in einem olympischen Halbfinale nehmen lassen. Der Check an sich war ein klares Foul. Mein Gegenspieler hat nur auf den Kopf gezielt, wollte mich aus der Partie nehmen. Ich bin in die Kabine, habe mich kurz behandeln lassen und bin dann zurück aufs Eis.

Wie gelingt es jetzt, sich schnell auf den Ligaalltag umzustellen?

Wir sind alle Profis genug. Wir versuchen, die Euphorie und unser gewonnenes Selbstvertrauen in die Mannschaft zu tragen. Wir wissen, auf was es ankommt und um was es geht. Wir wollen die direkte Playoff-Qualifikation schaffen. Dazu müssen Punkte her.