Saison 2022/23

Endstation im Halbfinale

2022/23

Wird Corona nochmals Einfluss auf die PENNY DEL, auf die Adler nehmen? Werden alle Spiele der Saison 2022/23 wie geplant, die Playoffs im angedachten Modus stattfinden können? Kann das Trainerteam um Chefcoach Bill Stewart den positiven Trend der Playoffs 22 in der neuen Saison fortführen? Sind die Neuzugänge die erhoffte Verstärkung für einen ohnehin qualitativ und quantitativ sehr gut besetzten Kader? Können die Adler vier Jahre nach dem jüngsten Titelgewinn 2019 die Meisterschaft wieder nach Mannheim holen? Das waren die Fragen, die sich vor dem Auftakt in die 29. DEL-Saison gestellt hatten.

Ein erster Trend, in welche Richtung die Antwort auf die ein oder andere Frage ausfallen könnte, war früh erkennbar. So hatten die sechs Testspiele im August und September gezeigt, dass Coach Stewart gemeinsam mit seinen Assistenten Jochen Hecht und Marcel Goc eine sehr genau Vorstellung davon hatte, wie ihr Team die 56 Hauptrundenpartien und möglichst viele Playoff-Begegnungen angehen sollte. Gegen Frankfurt und Langnau hat es so zu Siegen gereicht, Zug, das beste Team der vergangenen beiden Jahre in einer starken Schweizer Liga, hatte man lange Paroli geboten. Gegen Köln hatte es etwas an der Einstellung gemangelt. Der Gewinn der Energie Steiermark Trophy in Graz war dagegen ein versöhnlicher Abschluss der Testspielphase. Läuferisch mit hohem Engagement, schnell, aggressiv, variabel, eng am Gegenspieler – mit diesen Schlagworten ließ sich gut skizzieren, mit welchem Eishockey im April 2023 bestenfalls der neunte Titel der Clubgeschichte gefeiert werden sollte.

Doch nicht alles verlief nach Plan. Manches hakte, manches wollte nicht gelingen. Etwas schleppend fanden die Jungs von Stewart in die Saison, obwohl das Team im Vergleich zur Vorsaison nur auf wenigen Positionen verändert worden war. Mit Rückkehrer Stefan Loibl sowie den U23-Spielern Taro Jentzsch, Fabrizio Pilu, Lukas Mühlbauer und Maximilian Leitner wurde den insgesamt neun Abgängen begegnet. Zudem schlossen sich Verteidiger Matt Donovan und Center Tyler Gaudet Mannheim an, nachdem unter anderem Meisterspieler Andrew Desjardins nach fünf Jahren im Trikot der Adler eine neue Herausforderung suchte und sich mit Dennis Endras der zweifache Meistertorhüter und sichere Rückhalt der vergangenen zehn Jahre entschied, vorzeitig in seine Heimat Augsburg zurückzukehren.

Früh in der Spitzengruppe etabliert

Nach den beiden Auftaktwochen ließen die Adler eine Siegesserie von sechs Partien folgen, sie etablierten sich in der Spitzengruppe. Im November ging nur eine einzige Partie verloren. Bei der 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Berlin wurde zumindest aber noch ein Zähler eingefahren. Dass in dieser Mannschaft also jede Menge Potenzial vorhanden war, blitzte immer wieder durch. Der frühe und längere Ausfall von Gaudet, einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt der Offensive, schmerzte natürlich. Dafür verpflichtete Sportmanager Jan-Axel Alavaara Ryan MacInnis, um die so wichtige Position des Mittelstürmers zu verstärken.

Diese Tiefe brauchte es auch, denn vor den Adlern, ihren Fans, Freunden, Partnern und Sponsoren lag noch ein langer gemeinsamer Weg, gespickt mit jeder Menge Highlights: Weitere heiße Duelle mit den Topclubs der Liga, die stets ausverkauften und stimmungsvollen Derbys gegen Aufsteiger Frankfurt, das WINTER GAME in Köln am 03. Dezember, das aus Adler-Sicht leider mit 2:4 verloren ging. Es folgten neun weitere Partien im Dezember. Ein echter Marathon. Das Spiel der leuchtenden Herzen einen Tag vor Heiligabend gegen Straubing war ein weiteres Highlight, das zugunsten der Adler ausfiel. Elf Partien im Januar, neun im Februar – die Taktung blieb in der Folge weiter eng. Insgesamt galt es, gleich zehn Englische Wochen zu bewältigen. Dazu wurden unerwartet Verletzungen das beherrschende Thema der Adler-Saison 2022/23. Das Team um Kapitän Denis Reul hatte immer wieder mit krankheits- oder verletzungsbedingten Ausfällen zu kämpfen. Zwischenzeitlich standen bis zu neun Leistungsträger nicht zur Verfügung.

Verletzungen Tribut zollen

Allen Widrigkeiten zum Trotz fanden die Adler aber immer wieder Mittel und Wege, Spiele für sich zu entscheiden. Lange Zeit belegte Mannheim Rang zwei, war ärgster Verfolger des am Ende enteilten Spitzenreiters EHC Red Bull München. Doch rund um die bereits erwähnte Weihnachtszeit bis zum Hauptrundenende machte sich der über Wochen und Monaten dünne Kader bemerkbar. Zwar starteten die Adler mit Siegen gegen Schwenningen, Frankfurt und Straubing ins neue Jahr, sie taten sich aber zunehmend schwerer, Tore zu schießen. In der offensiven Zone ließ die Mannschaft den unbedingten Willen vermissen. Es fehlte die nötige Durchschlagskraft. Sicherlich mochte für all die leidenschaftlichen Anhänger des damaligen Tabellendritten der PENNY DEL die spielerische Entwicklung der Mannschaft in die falsche Richtung gehen – nicht aber für die Verantwortlichen und die Coaches der Adler. Im November, Dezember oder Januar wurde noch kein Club deutscher Meister. Vielmehr hatten Sportmanager Jan-Axel Alavaara und das Trainerteam um Bill Stewart das große Ganze im Blick. Eine Saison ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Höhen und Tiefen gehören im Eishockey ebenso zum Sport wie Puck und Schläger. Entscheidend war, wie die Mannschaft mit gewissen Situationen umging, wie sie in bestimmten Situationen reagierte. Im Lager der Adler bestand keinerlei Zweifel, dass das Team gestärkt aus dieser Phase hervorgehen würde, zumal sich rechtzeitig vor dem Start in die Playoffs auch das Lazarett wieder langsam lichtete. Im Januar feierten Tyler Gaudet und Joonas Lehtivuori nach langer Verletzungspause ihr Comeback. Zudem reagierte Alavaara auf die angespannte Personalsituation, lotste mit Joseph Cramarossa einen weiteren Stürmer nach Mannheim, der das physische Element beleben und für noch mehr Tiefe im Kader sorgen sollte.

Anfang März war schließlich eine weitere Hauptrunde beendet. Es war die erste Hauptrunde ohne Corona-Auswirkungen, nachdem die Pandemie seit Jahresbeginn 2020 für rund 28 Monate alles zu bestimmen schien und auch weitreichende Folgen für die Eishockeywelt mit sich brachte. Eine Hauptrunde, die am Freitag, den 16. September 2022 begann und nach 56 Begegnungen in 24 Wochen am 05. März zu Ende ging. Eine Hauptrunde, in der die Adler 3.407:06 Minuten Eishockey spielten. Minuten, in denen unter anderem Arno Tiefensee, gerade einmal 20 Jahre jung, zu einem unglaublich sicheren Rückhalt hinter Nummer-eins-Schlussmann Felix Brückmann wurde. Minuten aber auch, in denen sich Nigel Dawes Anfang Januar derart schwer verletzte, dass er seine Karriere vorzeitig beenden musste.

Packendes Viertelfinale gegen Köln

In der Folge zählte aber nur noch eins: das nächste Spiel. Jeweils vier Siege waren in den drei Playoff-Runden vom Viertelfinale bis zum Finale nötig, um sich am Ende als Meister feiern zu können. Maximal 21 Partien in gut sechs Wochen, die über den tatsächlichen Ausgang der Spielzeit entscheiden. Alles wurde nochmals intensiver, schneller, härter, emotionaler. Die Anspannung rund um die Duelle war allgegenwärtig, sofort greifbar. Alles, was nichts mit Eishockey zu tun hat, verblasste in dieser Zeit. Schnell regenerieren, clever trainieren, hart spielen. Zusammenhalt, Leidensbereitschaft, Wille – das waren die Dinge, die bis Ende April mehr zählten denn je. Die in den Playoffs den Unterschied ausmachten. Persönliche Belange traten in den Hintergrund, alles wurde dem einen großen Ziel untergeordnet, nichts stand mehr über dem Team.

Und gleich im Viertelfinale sollte eine ganz spezielle Serie auf die Adler warten. In der Runde der besten acht Teams ging es gegen niemand Geringeres als die Kölner Haie. Eine Paarung, die durch viel Tradition, Prestige und gesunde Rivalität geprägt ist. Die sechs Spiele hielten allesamt das, was die Serie im Vorfeld versprochen hatte. Eng und umkämpft ging es zu. Vier Begegnungen endeten mit nur einem Tor Unterschied. Jeder Zweikampf wurde angenommen, keine Mannschat wich auch nur einen Zentimeter zurück. Von einem gesunden Maß an Emotionen geleitet, lieferten sich beide Mannschaften faire Duelle auf Augenhöhe. Beide Fanlager honorierten die gezeigten Leistungen mit gänsehauterzeugender Stimmung in beiden Spielstätten. Über 95 Prozent Auslastung konnten beide Spielstätten in den jeweils drei Partien verkünden. Insgesamt besuchten 92.428 Fans die sechs Begegnungen – Zuschauerrekord in einer Playoff-Serie.

Cleverere Panther

Letztlich setzten sich die Adler clever durch, zogen zum dritten Mal in Folge ins Halbfinale ein. Dort wartete der Hauptrundenzweite aus Ingolstadt auf Mannheim. Die Panther verstanden es, den Adlern das Leben schwer zu machen. Gegen die defensiv unglaublich stabile Spielweise kamen die Adler in den sechs Begegnungen lediglich zu neun Toren, in den letzten drei Partien gelang sogar nur ein einziger Treffer. Zwar stand auch die Mannheimer Hintermannschaft stabil, doch traten dieses Mal die Ingolstädter cleverer auf, waren den einen Ticken williger, besser, schneller, sodass am Ostermontag die PENNY DEL Spielzeit 2022/23 für die Adler nach einer 0:2-Niederlage zu Ende ging.

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