Saison 2021/22

Turbulente Saison mit versöhnlichem Ende

2021/22

Die Euphorie war groß. Nach der coronabedingten Absage der Playoffs 2020 und der „Corona-Spielzeit“ 2020/21 war über die Sommermonate 2021 Besserung in Sicht. Nachdem Corona die ganze Welt, jeden einzelnen in irgendeiner Weise erreicht, getroffen oder beeinflusst hat, liebgewonnene und bislang selbstverständliche Dinge des täglichen Lebens plötzlich nicht mehr in gewohnter Weise erlaubt oder möglich waren, Einschränkungen, Verzicht und Umgewöhnung die neuen Schlagwörter waren, schien das Ende der Pandemie greifbar nah. Noch immer unter besonderen Auflagen und nur mit reduzierter Kapazität, aber immerhin: die SAP Arena durfte ihre Türen wieder öffnen. Zuschauer, Fans, Partner, Freunde und Sponsoren durften Eishockey, durften unsere Adler endlich wieder live erleben, durften gemeinsam singen, klatschen, feiern, sich freuen oder ärgern. Durften zusammenstehen oder -sitzen, durften ihrer Leidenschaft nachgehen.

Und wenn uns Sport eins lehrt, dann, dass in allem Negativen, in jeder Herausforderung, in jedem Rückschlag und in jeder Niederlage auch immer etwas Positives steckt. So auch in dieser Pandemie. Denn Corona hat entschleunigt, hat mancherorts den Fokus verändert. Auch bei unseren Adlern ist während dieser Zeit jede Menge passiert. Trauriges, wie etwa der Tod von Stadionsprecherlegende und Clubseele Udo Scholz, dem zu Ehren der Südplatz in Udo-Scholz-Platz umbenannt wurde und dessen Banner unter dem Arenadach zu finden ist. Aber auch Erfreuliches. So konnte ein ganz besonderer Neuzugang bestaunt werden: Godzylla. Eine rund 300 PS starke Show-Zamboni, die Eismeister Alfred Zylla in Eigenregie zusammengebaut hat, die auf der ganzen Welt ihresgleichen sucht und nur an ganz wenigen Orten gefunden wird.

Ab Ende Juli lief bei den Adlern die Saison 2021/22 zunächst in nahezu bekannten Formen. Die Jungs kamen in diesem Zeitraum in Mannheim an, wurden bei der „The Boys Are Back In Town“-Party endlich wieder von zahlreichen Fans vor Ort willkommen geheißen. Ein Jahr zuvor musste die traditionelle Veranstaltung noch virtuell stattfinden. Es folgte der Trainingsauftakt mit Vorbereitungsspielen und schließlich startete die Champions Hockey League – und zwar mit Zuschauern in den Stadien und Arenen. Was ein Gefühl nach rund eineinhalb Jahren endlich wieder gemeinsam Eishockey zu erleben. Mitte September nahm die DEL ihren Spielbetrieb auf. Pünktlich. Nach dem Aufstieg von Bietigheim mit allen 15 Mannschaften. Und unsere Adler waren von Anfang an stark und erfolgreich unterwegs.

Der vielleicht stärkste Kader aller Zeiten

Zugegeben, die Kaderarbeiten im Sommer weckten hohe Erwartungen. Mit Borna Rendulic kehrte ein Stürmer zurück, der ein Jahr zuvor Mannheim eigentlich gar nicht verlassen wollte und der sich mit unglaublichen 27 Toren in 50 Partien in die Herzen aller Fans schoss. Mit Nigel Dawes verpflichtete Adler-Manager Jan-Axel Alavaara niemand Geringeres als den erfolgreichsten, nicht-russisch-stämmigen Torschützen der multinationalen KHL. Als der Wechsel von Ruslan Iskhakov bekannt wurde, haben sich sicher nicht wenige verwundert die Augen gerieben. Zu diesem Zeitpunkt dürfte der erst 21 Jahre alte Russe kaum jemandem ein Begriff gewesen sein. Doch das große Talent stelle in der CHL sein Potenzial unter Beweis, hatte im Anschluss aber Pech mit einer hartnäckigen Verletzung, sodass er erst kurz vor dem Jahreswechsel wieder mitmischen konnte.

Auch zwei deutsche Talente fanden den Weg in die Quadratestadt. Tim Wohlgemuth und Lean Bergmann entschieden sich im Sommer ebenfalls für die Adler, und mit Jordan Szwarz ging Alavaara ein absoluter Allrounder ins Netz. Aber nicht nur im Angriff rüsteten die Adler ordentlich auf. Mit Ilari Melart und Korbinian Holzer wurde die Verteidigung deutlich körperlicher und erfahrener, büßte aber kaum an Beweglichkeit und Geschwindigkeit ein. Schnell wurde vom vielleicht stärksten Adler-Kader der Geschichte gesprochen, bei der Aufzählung von Titelfavoriten waren die Adler stets dabei.

Starker Beginn

Und das Team von Cheftrainer Pavel Gross sollte den Erwartungen standhalten. In einer starken CHL-Gruppe qualifizierten sich die Adler hinter Lukko Rauma für das Achtelfinale der europäischen Königsklasse, in der DEL feierten die Jungs sechs Siege in den ersten sieben Partien. Und das, obwohl zahlreiche Verletzungen von Beginn an zum treuen Begleiter wurden. Der richtigen Einstellung, der individuellen Klasse und dem passenden System sei Dank marschierten die Adler von Sieg zu Sieg, überzeugten meist in allen Mannschaftsteilen. Unbeeindruckt von äußeren Einflüssen wie die unabdingbaren Hygienevorschriften, den Ausfällen, Reisestrapazen oder der Stärke des Gegners fanden die Adler in der Mehrzahl aller Partien Mittel und Wege zum Sieg.

Erst als Anfang November das Coronavirus in Teilen der Mannschaft zuschlug, mussten die Adler Tribut zollen. Gleich acht Spieler fielen mehrere Wochen aus, hinzu kamen zwei, drei weitere angeschlagene oder verletzte Akteure, sodass vor allem das Achtelfinal-Hinspiel gegen das europäische Spitzenteam aus Frölunda in unschöner Erinnerung bleiben wird. Mit 1:10 unterlagen die Adler, hatten dabei lediglich acht Stürmer zur Verfügung.

Es folgte eine schwere Phase für die Adler. Die Spiele mussten aufgrund der stark steigenden Corona-Zahlen wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Die sportlichen Auftritte der Mannschaft waren enttäuschend, in der Tabelle musste nach und nach der Absturz auf Rang fünf verbucht werden. Spielausfälle und -verlegungen, ein dicht gedrängter Spielplan und konträr dazu doch immer wieder gänzlich spielfreie Wochenenden – die Umstände waren wahrlich keine einfachen. Gleichzeitig ständig wechselnde Kapazitätsbegrenzungen in den Arenen und Stadien der Republik, weitreichende Vorgaben und Maßnahmen zum Schutz vor Covid sowie Corona-Infektionen in diversen Teams – die PENNY DEL-Spielzeit glich zwischen den Jahren einer turbulenten Achterbahnfahrt. Trotz aller gesammelten Erfahrungen in den vergangenen gut zwei Jahren der Pandemie ließ sich noch immer kaum verlässlich planen. Mal ging es bergauf, mal bergab. Nicht selten gab es eine 180-Grad-Drehung.

Eine ganz besondere Woche

Inmitten dieser Phase riefen die Adler rund um Weihnachten, auch inspiriert von den jüngsten Erfahrungen der Pandemie, die erste Herzenswoche aus. Sieben Tage. Im Zeichen des Herzens. Im Zeichen von Herzlichkeit und Nächstenliebe. Mit einem einmaligen, emotionalen und rührenden Höhepunkt. Eine Aktion, die zu mehr Zusammenhalt und Dankbarkeit quer durch alle Gesellschaftsschichten und Altersstrukturen führen sollte und die mit dem „Spiel der leuchtenden Herzen“ einen Tag vor Heiligabend ihr Ende fand.

„Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Als sicher war, dass wir das „Spiel der leuchtenden Herzen“ auch in diesem Jahr nicht in gewohntem Umfang umsetzen können, wollten wir eine Alternative auf die Beine stellen. Wir wissen um den Stellenwert dieses emotionalen Spieltags, wissen ebenso um unsere soziale Verantwortung, der wir gerecht werden wollen“, erläuterte Rainer Adolf, Marketingmitarbeiter der Adler Mannheim und federführend für die Gestaltung und Umsetzung der Herzenswoche verantwortlich, was hinter der Idee der Herzenswoche steckte. Um an mehreren Stellen Aufmerksamkeit erzeugen und Danke sagen zu können, wurden auch in diesem Jahr trotz Corona die bekannten blinkenden Ansteckherzen angeboten und Geschenke für Kinderheime und Süßigkeiten für die Vesperkirche gesammelt.

Ein Danke quer durch die Gesellschaft

Doch damit sollte es in diesem Jahr nicht genug sein. Kids-Club-Mitglieder, Altenheime und systemrelevante Berufsgruppen – sie alle sollten in der ersten Adler-Herzenswoche involviert sein. Begonnen wurde bei den verdienten Mitgliedern unserer Gesellschaft. Denn spricht man, vor allem in der Weihnachtszeit, von strahlenden Augen, ist die erste Assoziation nicht selten der Anblick eines freudigen Kindergesichts. Doch auch oder gerade ältere Personen können sich mindestens genauso freuen wie die Kleinen. Gut zwei duzend Senioren waren zunächst voller Vorfreude, schließlich sichtlich gerührt und freudig gelöst, als die Adler gemeinsam mit Maskottchen Udo für Begeisterung und gute Stimmung vor Ort sorgten.

Die Adler setzten jedoch noch einen drauf und luden Menschen aus systemrelevanten Berufen zum „Spiel der leuchtenden Herzen“ ein, die seit Monaten Schwerstarbeit verrichteten. Arbeit, die nicht immer schön ist, Arbeit, die aber gemacht werden muss. Arbeit, die für die Gesellschaft in Pandemiezeiten unabdingbar war.

Stolze Spendensumme

Mit dem „Spiel der leuchtenden Herzen“ gegen die Düsseldorfer EG erlebte die Herzenswoche schließlich ihren emotionalen Schlusspunkt. Auch wenn die Plätze nahezu leer blieben, es kaum rot blinkte, der Refrain von „In der Weihnachtsbäckerei“ nicht aus über 10.000 Kehlen mitgesungen wurde, konnte Binder einen stolzen Schlusspunkt setzen: „Durch die Abgabe der Herzen, den Verkauf der Herztickets sowie zahlreichen Spenden kamen in den letzten Tagen über 36.000 Euro für 'Adler helfen Menschen e.V.´ zusammen. Eine Summe, die mich zu jeder Zeit sprachlos macht, in herausfordernden Zeiten wie diesen aber umso mehr. Wieder einmal hat die Region ihr Feingefühl, ihre Herzlichkeit und ihre Nächstenliebe unter Beweis gestellt und damit den Grundgedanken unserer Herzenswoche in Gänze unterstützt.“

Enttäuschender Olympia-Auftritt

Ein internationaler Höhepunkt fand derweil im Februar statt. Die PENNY DEL pausierte aufgrund der Olympischen Winterspiele in Peking für rund drei Wochen. Mit Felix Brückmann, Matthias Plachta, David Wolf, Nico Krämmer, Lean Bergmann und Korbinian Holzer vertraten gleich sechs Adler-Spieler Deutschland beim größten sportlichen Turnier. Leider war das Abschneiden der DEB-Auswahl nicht von sonderlich großem Erfolg gekrönt. Nach gescheiterter Viertelfinalqualifikation gegen die Slowakei trat das Team um Bundestrainer Toni Söderholm die Heimreise an. Zumindest kamen aus Adler-Sicht alle Akteure ohne Verletzung aus dem fernen China zurück.

Wieder in Deutschland startete der nationale Spielbetrieb schnell in sein letztes Hauptrundenviertel. Es ging Schlag auf Schlag, Eishockey satt in der gesamten Liga. Teilweise standen vier Partien in einer Woche auf dem Programm. Unsere Adler hatten in dieser Phase, wie bereits erwähnt, etwas zu kämpfen. Wer will es aber unter all den Umständen verdenken. Dennoch musste von Seiten der Clubführung reagiert werden. Mit der Freistellung der Trainer Pavel Gross und Mike Pellegrims und der Installation von Interimstrainer Bill Stewart gemeinsam mit den Co-Trainern Marcel Goc und Jochen Hecht wurde Ende März ein Zeichen gesetzt. Die Mannschaft sollte rechtzeitig vor dem Start der Playoffs zu ihrem Spiel zurückfinden. Denn dass in diesem Team Qualität steckte, stand außer Frage.

Ein Krieg, den es nie geben dürfte

Und dann das: Es waren traurige, unfassbare und berührende Bilder, die wir ab März 2022 tagtäglich vom Kriegsgeschehen in der Ukraine zu sehen bekamen. Unvorstellbar, welchen Ängsten und Gefahren die Menschen vor Ort ausgesetzt waren und noch immer sind. In jedem Fall sind es derart gewaltige und bedrohliche Umstände, dass zahlreiche Ukrainer ihre Heimat verließen und eine beschwerliche Flucht unter widrigen Bedingungen auf sich nahmen. Einigen von ihnen konnten die Adler in dieser für sie schwierigen und grausamen Zeit eine Freude bereiten. Denn jeweils 80 Tickets für das Spiel unserer Adler gegen die Krefeld Pinguine gingen an die Diakonie und die Caritas Mannheim sowie die Flüchtlingshilfe der Stadt Mannheim.

„Krieg ist nie eine Lösung, für Krieg ist in einem modernen und aufgeklärten Europa kein Platz. Unter keinen Umständen, niemals, nirgends. Dennoch müssen wir seit einigen Wochen die dramatischen Bilder aus der Ukraine sehen. Viele Menschen haben für sich nur noch die Option der Flucht als Ausweg erkannt. Vertrieben aus der bekannten, gewohnten und liebgewonnen Heimat. Freunde und Familie werden zurückgelassen, Hab und Gut ist zerstört oder kann ebenfalls nicht mitgenommen werden. Dieses Schicksal wollen wir einigen Geflohenen in unserem Rahmen erträglicher machen. Daher freuen wir uns, mit der Hilfe der Diakonie und der Caritas Mannheim sowie der Flüchtlingshilfe der Stadt Mannheim rund 250 Betroffenen das Erlebnis eines Eishockeyspiels in unserer Arena zu ermöglichen“, machte Adler-Geschäftsführer Matthias Binder in diesem Zusammenhang deutlich.

Am Ende der Punkterunde rangierten die Adler hinter Berlin, München, Wolfsburg und Straubing auf dem fünften Platz. Die Tigers waren entsprechend auch der Viertelfinalgegner. Da nicht alle Partien, die ligaweit ausgefallen sind, nachgeholt werden konnten, entschied letztlich der Punkteschnitt über die finalen Platzierungen. In vier dramatischen und hochklassigen Spielen setzen sich die Adler schließlich gegen die Niederbayern durch. Im Halbfinale wartete der souveräne Hauptrundensieger und amtierende Meister Berlin. Eine denkwürdige Serie über alle fünf Partien hatte den besseren Ausgang für die Hauptstädter. Die Entwicklung der Mannschaft unter dem Interimstrio in den letzten Wochen der Saison lässt aber auf eine erfolgreiche neue Spielzeit hoffen.

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