29.03.2019

Gross: „Derselbe Gegner, aber nie dieselbe Mannschaft“

Gross: „Derselbe Gegner, aber nie dieselbe Mannschaft“

In unserer ersten Playoff-Kolumne vor dem anstehenden Halbfinale äußert sich Cheftrainer Pavel Gross noch einmal zur Serie gegen die Thomas Sabo Ice Tigers, zu den Playoffs im Allgemeinen und zur Vorbereitung auf die Vorschlussrunde.

Es ist Freitag, es sind Playoffs, aber wir spielen heute nicht. Wir müssen uns noch bis Dienstag gedulden, ehe es weitergeht. Obwohl wir uns in fünf Spielen im Viertelfinale durchsetzen konnten, hat es uns Nürnberg nicht leicht gemacht. Nach der ersten Playoff-Runde gegen Bremerhaven haben die Ice Tigers anfangs etwas müde ausgeschaut. Danach kamen sie aber immer besser in die Serie. Wir mussten unsere Intensität immer wieder deutlich erhöhen, vor allem nach dem vierten Spiel, das Nürnberg auch verdient gewonnen hat. Mir hat aber die Reaktion in Spiel fünf gefallen. Wir wollten unbedingt gewinnen. Klar, auch in dieser Partie sind uns Kleinigkeiten aufgefallen, die wir fürs Halbfinale verbessern müssen. Aber wir haben auch sehr viele Dinge gutgemacht, viele Torchancen kreiert, weil wir etliche Scheiben aufs Tor gebracht haben und aggressiver waren. Dementsprechend haben wir auch die Tore geschossen. Unterm Strich muss man festhalten: Es war eine harte und intensive Serie. Für die nächste Runde würde ich mir wünschen, dass wir noch eine Schippe draufpacken. Aber das wissen die Jungs. Wir haben eine erfahrene und clevere Mannschaft. Egal, gegen wen wir jetzt spielen, alle verbliebenen Mannschaften verfügen über eine Menge Qualität. Dann müssen wir auch die Kleinigkeiten aufs Eis bringen, Zweikämpfe gewinnen und mit der nötigen Intensität zu Werke gehen.

Ich bin in den vergangenen Tagen immer wieder nach den Gründen für den Halbfinaleinzug gefragt worden. Wenn du im ersten und letzten Spiel jeweils sieben Tore erzielst, dann weißt du, dass du die Spiele ob der Offensive gewonnen hast. Im ersten Spiel in Nürnberg hingegen war Dennis Endras der Garant für den Sieg, im zweiten Heimspiel unsere Defensive. Auch die Special Teams haben in dieser Serie den Unterschied ausgemacht. Wir haben solide Arbeit im Powerplay geleistet, auch wenn es nicht immer schön anzuschauen war. In den Phasen, in denen wir es gebraucht haben, waren wir aber sehr effektiv.

Erfahrung und kühler Kopf

Dass wir in den entscheidenden Situationen einen kühlen Kopf bewahrt haben, lässt sich auch auf die Playoff-Erfahrung zurückführen. Denn die ist meines Erachtens ungemein wichtig. Wenn du mehrere Endrunden gespielt hast, weißt du, was dich erwartet, wie hoch die Intensität ist, wie die Zweikämpfe ausfallen, welche Linie die Schiedsrichter pfeifen, wie sich das Publikum auswirkt, wie es ist, zuhause oder auswärts anzutreten. Wichtig ist natürlich, dass man immer eine Sache im Kopf hat: Es ist ein ganz normales Spiel, alles wird nur intensiver. Das bedeutet, dass wir uns auf unsere Stärken konzentrieren müssen. Dabei hilft dir natürlich auch die Erfahrung, das Alter spielt in dieser Hinsicht aber nicht wirklich eine Rolle. Du kannst als 25-jähriger Spieler eine Menge Playoff-Erfahrung besitzen. Du kannst aber auch 30 Jahre alt sein und deine ersten Playoffs spielen.

Mit jeder gewonnen Serie steigt natürlich auch der Druck. Der Fokus der Medienlandschaft und der Fans konzentriert sich auf immer weniger Teams. Auch über Stadtgrenzen hinaus. Im Halbfinale sind es nur noch zwei Serien, im Finale nur noch zwei Teams. Mit dieser Situation muss man umgehen können. Da darf man nicht verkrampfen, muss es locker nehmen.

Dabei kommt unseren Fans eine besondere Bedeutung zu. Denn es gibt Momente, da spürst du einfach diese Welle, diesen Druck von den Rängen. Dass auch so viele Anhänger auswärts mitkommen und sich tolle Sachen ausdenken, wie eben in Nürnberg, ist einfach großartig. Da siehst du sofort, dass du nicht allein in der Halle bist, dass du Unterstützung hast. Das ist geil und wichtig für die Mannschaft.

Konferenz auf der Couch

Im Hinblick auf die Vorbereitung auf eine Playoff-Serie ändert sich für uns Coaches nicht allzu viel. Die ersten Meetings sind etwas umfangreicher, weil wir den Jungs den Gegner näherbringen wollen. Gegen jeden Kontrahent haben wir zwar mindestens viermal gespielt, wir wollen den Jungs aber möglichst viele Informationen geben, damit sie wissen, was der Gegner macht und wie er tickt. Dabei sprechen wir auch Kleinigkeiten wie das Bully-Spiel an, da Faceoffs wichtig sind. Nach jedem Spiel geht es in die Videoanalyse, um zu sehen, wie der Gegner reagiert hat und in welchen Bereichen Anpassungen vorzunehmen sind. Schließlich gibt es immer Dinge, die nachjustiert werden müssen. Du spielst in den Playoffs zwar mindestens viermal denselben Gegner, trotzdem nie gegen dieselbe Mannschaft. Es ist nie dasselbe Spiel. Du gewinnst oder verlierst auch nie auf dieselbe Weise.

Viele haben sich sicherlich gefragt, wie wir die freien Tage verbringen werden. Montag, Dienstag sind wir locker angegangen, Mittwoch und Donnerstag haben wir die Intensität gesteigert und Härte ins Training gebracht. Heute ist wieder frei und am Wochenende kommen wir zurück in unseren normalen Rhythmus. Denn Samstag, Sonntag und Montag sind für uns wie Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Dort werden wir uns den finalen Schliff holen. Dabei schauen wir zunächst noch auf uns, ehe wir dann endgültig wissen, wer der Gegner sein wird.

Um einen weiteren Vorgeschmack auf unsere möglichen Halbfinal-Gegner zu bekommen, schauen wir uns heute Abend natürlich die Konferenz an. Wie dann der Sonntag aussehen wird, ist noch offen. Ich gehe aber davon aus, dass wir mindestens ein siebtes Spiel sehen werden.