19.03.2019

Playoffs: Ein Format mit Format

Playoffs: Ein Format mit Format

Der Begriff „Playoff“ ist in Eishockeydeutschland derzeit in aller Munde. Die erste Runde ist bereits absolviert, seit dem 12. beziehungsweise 13. März duellieren sich acht Teams der Deutschen Eishockey Liga im Viertelfinale um den Einzug in die Semifinals. Darunter auch die Adler Mannheim. Doch was macht sie eigentlich so besonders, die Playoffs, die fünfte Jahreszeit, die #geilstezeit? Und wie funktioniert sie genau?

Eines ist sicher: Playoffs gibt es schon lang. Sehr lang. 1915 verständigten sich die Organisatoren der National Hockey Association (NHA) und der Pacific Coast Hockey Association (PCHA) darauf, dass sich die jeweiligen Sieger der unterschiedlichen Ligen jährlich im Kampf um den Stanley Cup, den es bereits seit 1893 gibt, in einem Entscheidungsspiel gegenüberstehen. Der Grundgedanke hinter den Playoffs war geboren. Simultan mit der 1917 gegründeten NHL, die anstelle der NHA trat, wuchs auch das Playoff-Format stetig. 1922 wurde bereits erstmals in einer Best-of-Three-Serie um den Titel gekämpft, sprich, es waren zwei Siege zum Cup-Gewinn nötig.

Selbstredend erfuhren die Playoffs diverse Änderungen. Mal wurden zwei Partien ausgetragen und das Gesamttorverhältnis entschied über den Sieger. Mal traten gleichplatzierte Division-Teams gegeneinander an. Über die Jahrzehnte etablierte sich das heute gängige Modell, bei dem sich die qualifizierten Teams über die „Best-of-Seven“-Viertelfinals bis ins Finale kämpfen müssen. Playoffs sind dabei kein Exklusivgut des Eishockeys. Alle großen amerikanischen Sportligen, von Baseball über Basketball bis hin zu Football, ermitteln den Meister mithilfe des rundenbasierten Systems. Meist zwar mit individuellen Besonderheiten, das Grundkonstrukt haben aber alle gemein.

Weltweite Verbreitung

In Amerika demnach weit verbreitet und äußerst beliebt, setzten sich Playoffs auch in vielen anderen Ländern durch. Von Australien bis Neuseeland. Vom Curling bis zur NASCAR-Rennserie. Warum das so ist? Wenn nahezu im Zwei-Tages-Rhythmus gespielt wird, entstehen innerhalb der Serien große Rivalitäten. Sie bilden den Punkt, zu dem jeder Club, jeder Trainer, jeder Spieler seit dem vergangenen Sommer hingearbeitet hat. Die Intensität steigt, es entwickelt sich schnell eine Dramatik. Gerne wächst ein vermeintlicher Außenseiter über sich hinaus, gerne strauchelt ein großer Favorit. Jede noch so kleine Kleinigkeit kann am Ende einen großen Unterschied machen. Es gibt auch keine Langeweile. Der Meister steht erst mit dem letzten Spiel der Saison fest.

Sicher gibt es auch Argumente, die gegen diesen Modus sprechen. Die Hauptrunde, die circa sechs Monate und damit rund vier Mal so lange dauert wie die Playoffs, verkommt zu einer reinen Platzierungsrunde. Wer diese mit konstant guten Leistungen in der oberen Tabellenregion beendet, kann sich mit zwei schlechten Wochen gänzlich um den verdienten Lohn bringen und eine eigentlich gute Saison in Windeseile zerstören. Dennoch überwiegen die positiven Argumente. So wurde 1981 auch in Deutschland das Playoff-System eingeführt.

Nur einmal ohne Mannheim

Mit Ausnahme der DEL-Spielzeiten 1994/95 und 1995/96, in denen die Playoffs mit den Achtelfinals begannen, nahmen in allen anderen Spielzeiten der Eishockey-Bundesliga seit 1982/83 und in der DEL jeweils acht Mannschaften an den Playoffs teil. Auch der Absteiger wird in Deutschland über das K.o.-Rundensystem ermittelt. Allerdings ist dann von Playdowns die Rede. Die gibt es seit 2006 in der DEL zwar nicht mehr, in der DEL2 sorgt der Modus aber auch im Abstiegskampf für Spannung. Für den Wegfall der Playdowns wurde die 1. Playoffrunde ins Leben gerufen, sodass aktuell auch der Neunt- und Zehntplatzierte nach 52 Hauptrundenpartien noch die Chance auf den Titel besitzt.

Die Adler rangieren dabei mit derzeit mit 122 Playoff-Siegen auf Rang zwei der ewigen Tabelle der DEL. Nur ein einziges Mal verpasste Mannheim die Endrundenqualifikation. Das war 2005/06. Sechs Titel aus neun Finalteilnahmen stehen seit der DEL-Gründung 1994 zu Buche. Von 1997 bis 1999 gelang den Adlern der erste Titelhattrick der DEL. Insgesamt 27 Mannschaften standen bislang in einem DEL-Playoff-Spiel auf dem Eis. Zehn davon konnten am Ende den Meisterpokal in die Höhe stemmen. Das längste Playoff-Spiel der DEL fand zudem ebenfalls mit Mannheimer Beteiligung statt. Im Viertelfinale 2008 beendete Philip Gogulla mit seinem Siegtor für die Kölner Haie die Partie nach 168:16 Minuten.

Wegen solchen Zahlen, solchen Geschichten lieben die Eishockey-Anhänger die Playoffs. Ihre Playoffs. Die Zeit, in der so mancher Brauch ad absurdum geführt wird und alles ein wenig anders ist als sonst. Die Zeit, in der draußen langsam der Frühling erwacht, die Temperaturen steigen, die Leute aber scharenweise in die Arenen strömen. Die Zeit, in der man schon einmal mehrere Stunden vor dem Kartenportal am Computer sitzt oder in der Warteschleife der Tickethotline verbringt. Die Zeit, in der Eishockey fast alles ist. Einfach die #geilstezeit.